Archiv der Kategorie: Text – Exzerpte

Praktiken der Produktion und Transformation des Subjekts

Der Kommentar des elbmms zu meinen Reflexionen über den Text von Baumgartner hat mich dazu verleitet, den Text von Daniel Wrana noch einmal zu bearbeiten und nun folgt zunächst eine Zusammenfassung.

Der Text stammt aus:

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Wrana, Daniel (2006), Das Subjekt schreiben, Baltmannsweiler: Schneider Verlag.

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Kapitel 2: Reflexivität und Praktiken des Selbst

Wrana weist in der Einleitung auf die Zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen/ bildungs-/politischen Situation, Machtverhältnissen und dem Aufschwung des Konzeptes des „selbstgesteuerten Lernens“ in der Bildung.

In diesem Zusammenhang kritisiert er die disziplinäre Theoriebildung, die (in ihrer Wirksamkeit) fragwürdige didaktische Instrumente unter „voluntaristischem Freiheitsbegriff“ legitimiere und dadurch die „Gewalt der Zusammenhänge“ unsichtbar mache, denn „unter der Oberfläche humanistischer Legitimation“ verberge sich die politische Tenden, sowohl die Verantwortung für als auch die Finanzierung von „volkswirtschaftlichen Humankapitalbedarf“ (Berufskarrienen) auf den Einzelnen zu verlagern.

Folgend untersucht Wrana die Praktik der Selbstreflexion als Instrument der Weiterbildung. Seine Analysen finden im Rahmen des poststrukturalistischen Ansatzes statt, der ….


Peter Baumgartner: Eine neue Lernkultur entwickeln, Kompetenzbasierte Ausbildung mit blogs und e-portfolios

Text: Baumgartner – Neue Lernkultur entwickeln

Foto: Peter Baumgartner

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Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung, FernUniversität in Hagen

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Peter Baumgartner ist ein Befürworter von (e-)Portfolios. Er sieht darin ein hilfreiches Instrument für die Selbststeuerung von eigenen Lernprozessen. In seinem Artikel

Eine neue Lernkultur entwickeln: Kompetenzbasierte Ausbildung mit blogs und e-Portfolios

argumentiert er mit der Notwendigkeit einer Änderung des Bildungssystems, das mit seinem Prinzip der Vermittlung von allgemeinem Wissen („Lernen auf Vorrat“) nicht mehr den komplexen interdisziplinären Anforderungen gewachsen sei, die sich ständig in raschem Wandel befänden. Die Grundfertigkeiten der kommenden Generationen beschreibt Baumgartner als „Wissensmanagement“ oder „knowledge work“, damit meint er den kritisch reflektierten Umgang mit als auch die Verarbeitung von Informationsflut, sowie die Transformation von Information zu Wissen und das Erkennen und Lösen von Problemen.

Baumgartner fordert hierfür die Unterstützung von Lernprozessen (Lernen lehren) im Unterricht und eine Abkehr von der Bewertung der Lernprodukte. Weblogs und ePortfolios verfügen über Eigenschaften, die nach seiner Ansicht für die Entwicklung einer „Trainingssprache für den Lernprozess“ hilfreich sein könnten. Von dieser „Meta-Sprache“ verspricht sich Baumgartner die Unterstützung des Lernprozesses.

Er argumentiert, dass Weblogs, durch ihre Eigenschaft kleine Wissensteile über einen längeren Zeitraum chronologisch aneinanderzureihen, die kritische Diskussion und Einflussnahme (durch Kommentare anderer Lernenden oder Lehrenden?) im (Lern-)Prozess zu ermöglichen. Gleichzeitig entstehe dadurch ein umfangreiches Lerntagebuch, das den Prozess der Wissenskonstruktion dokumentiert.

Das Portfolio gehe einen Schritt weiter. Es sei dazu da, eine selbstbestimmte Auswahl von Produkten des eigenen Lernprozesses zu präsentieren bzw. zu betrachten. Die Entscheidung über die Auswahl der Produkte fördere die kritisch reflektierte Auseinandersetzung des autonomen Lernprozesses (metakognitive Lernkompetenz), da es der „subjektive(n) Ansicht der Lernenden über Ihren eigenen Lernprozess ein objektives Ergebniss gegenüber(stelle), das auch von anderen betrachtet und bewertet werden kann“.

Die Aussage, Portfolios „zeigen welche Fortschritte nicht nur bei der Wissensaneignung sondern vor allem bei der Wissensumsetzung, der Anwendung von Wissen gemacht wurden“ bleibt im Text für mich unerklärt. Ebenso die Behauptung: „Sie überwinden das Problem, dass Sprache alleine für die Analyse und kritische Kommentierung von Lernprozessen nicht gut geeignet ist“. Wenn jemand eine Idee hat, wie das Portfolios schaffen, möge er/sie mich bitte behelligen…

Felix Winter: Etwas, worauf man stolz sein kann

Dr. Felix Winter ist Wissenschaftlicher Abteilungsleiter am Zürcher Hochschulinstitut für Schulpädagogik und Fachdidaktik an der Universität Zürich. Seine Arbeitsgebiete sind: Neue Formen der Leistungsbewertung; Portfolio; Feedbackkultur im Unterricht; Diagnosekompetenz.

Aus: Ilse Brunner; Thomas Häcker; Felix Winter (Hrsg.)
Handbuch Portfolioarbeit
Konzepte und Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung

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  • Durch das Portfolio wird eine dialog-freundliche Situation über das Geleistete geschaffen, da der Dialog im Prozess des Schaffens geführt wird und nicht erst nach der Notenvergabe. „Die Bewertungsarbeit wir vorgelagert und gemeinsam organisiert“.

 

  • Er sieht die Notwendigkeit, umfangreiche Arbeiten zu dokumentieren und sie in eine präsentable Form zu bringen.

  • „Überblick zum Bildungsgang“ – Portfolio als ein pädagogisches Instrument, das Lernprozesse zu organisieren und zu reflektieren hilft.

  • Meint, dass die Portfolioarbeit demokratische Prozesse an Schulen fördert, da die Lernenden die Ziele und Kriterien des Lernens und der Reflexios mitformulieren.

  • Er kritisiert den selektiven Charakter von „Noten geben“, dieser sei lernhemmend, er bezeichnet die Benotung von Schülerleistungen als „Krebsgeschwür“. Teilt der Portfoliomethode eine Schlüsselrolle in der Reform der Leistungsbewertung (welche er einfordert) zu. Er stellt die Forderung Leistungsbewertung und Lernsituationen/-prozesse als Einheit zu gestalten, so dass Ergebnisse reflektiert und Schlussfolgerungen für den weiteren Lernprozess gezogen werden können.

  • Für das Gelingen der Portfoliomethode beschreibt er folgende Bedingungen:

    • Zeit für Wahrnehmung und Würdigung

    • Begleitung der Anfangsphase und Rückmeldung

    • Balance zwischen Anerkennung als Leistung und Bewertung (Benotung)

    • Freiheit in der Gestaltung

Thomas Häcker: Ein Medium des Wandels in der Lernkultur

Thomas Häcker sieht in der herkömmlichen Notengebung die Ursache für das bestehende distanzierte/schlechte Lehrer- Schülerverhältnis an deutschen Schulen. Im Portfolio sieht er das Instrument die „Beziehungsverhältnisse in der Schule“ weiterzuentwickeln, weil es den „Leistungskontext“ grundlegend verändert Das Portfolio würde an der „Leistungsfeststellung und-beurteilung“ ansetzen und dadurch das Lehrverhalten von Lehrer verändern sowie das Lernverhalten von Schülern .

Seine Argumente:

  • Portfolios sind Prozessorientiert, nicht Produktfixiert – Sicht auf Prozessqualitäten wird frei-Prozess wird gewürdigt, das führe auch zu besseren Produkten.

  • Fehler und Defizite werden im herkömmlichen Unterricht benotet – während das Portfolio bei den Kompetenzen ansetze, denn sie zeigen was die Schüler können (selbstbestimmte Leistungsdarstellung – Kompetenzorientiert)

  • Die Erfahrung des Versagens in der Schule würde durch Portfolios „vermindert“, nur einvernehmlich präsentable Ergebnisse ( Anforderungen, Standards) würden veröffentlicht.

  • Portfolios fördere die Kooperation zwischen allen Beteiligten (sowohl bei der Erstellung, als auch bei der Beurteilung sei die Kooperation aller Notwendig)

  • würde komstruktivistische Lerntheorien mit ihren Anforderung von komplexen Problemkontexten, selbstorganisiertem Lernen und der Reflexion über das eigene Lernen bedienen

  • Portfolios sei genauso „Medium der kritischen Analyse von Lernsituationen“ und fördere die pädagogische Qualitätsentwicklung

 

Ilse Brunner: Begabt doch für die Schule viel zu dumm

Dr. Ilse Brunner ist tätig in den Bereichen Schulentwicklung, Lehrerfortbildung, Portfolio-Methode, „brain friendly“ (Gehirn gerechtes) und Ressourcen orientiertes Lernen.

Ilse Brunner; Thomas Häcker; Felix Winter (Hrsg.)
Handbuch Portfolioarbeit
Konzepte und Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung

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Ilse Brunner beschreibt das Portfolio als Methode, eigenständiges Arbeiten zu fördern, Talente/Begabungen zu erkunden und zu fördern (Talentportfolio) und darüber hinaus eröffne das Portfolio die Chance „einen Blick in die Köpfe“ der Schüler zu tun.

Beschreibt zwei Schlüsselerlebnisse: Die Leidensgeschichte der eigenen Tochter, die aufgrund einer Lese/Rechtschreibschwäche der Sonderschule nur um ein Haar entkommen ist und die Erfahrung einer Lehrerin aus den USA, die durch Anregung der Schüler zu Austausch und Experimenten die Lernfreude und -bereitschaft heben konnte und dadurch die Präsentationen in den Portfolioarbeiten erst mit leben füllte.

Ilse Brunner hebt in Ihrem Text besonders hervor welche Grundvorraussetzungen gegeben sein müssen, um die Portfolioarbeit tatsächlich zu einem Werkzeug werden zu lassen, das selbständiges Lernen visualisiert, ihm also Ausdruck verleiht:

  • Menschenbild hinter Portfoliogedanken

    • Vielfalt der Schüler wertschätzen und individuelle Talente zulassen und fördern, sich von Kategorien „schlecht-gut faul-fleißig“ und dem Gedanken des „Gleichmachens“ verabschieden.

  • Stärken erkennen

    • persönliche Stärken nutzen im Prozess schwieriger kognitiver Lernprozesse (wie kann das Tanzen für das erlernen von Englisch-Vokabeln hilfreich sein z.B.)

  • Persönliche Wertschätzung

    • die Lehrer-Schüler-Beziehung, also das echte Interesse des Lehrers für den Schüler ermutigt, sich der schulischen Arbeit mit Begeisterung zu widmen und Engagement zu entwickeln.

  • Gemeinsames Arbeiten von Lehrern und Schülern

    • die Begeisterung des Lehrers für die Materie muss für die Schüler erkennbar sein, so transportiert sich Begeisterung und gemeinsames Lernen wird möglich, es ist dafür aber auch wichtig, die Stellung des allwissenden Lehrers aufzugeben um gemeinsamen Lernprozessen Raum zu geben.

  • Zeit für Würdigung

    • z.B mit Portfoliofesten und besonderen Präsentationen

  • weiterdenken

    • Anwendungsmöglichkeiten für gelerntes Schaffen um der „Künstlichkeit der Schule“ entgegenzuwirken