Praktiken der Produktion und Transformation des Subjekts

Der Kommentar des elbmms zu meinen Reflexionen über den Text von Baumgartner hat mich dazu verleitet, den Text von Daniel Wrana noch einmal zu bearbeiten und nun folgt zunächst eine Zusammenfassung.

Der Text stammt aus:

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Wrana, Daniel (2006), Das Subjekt schreiben, Baltmannsweiler: Schneider Verlag.

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Kapitel 2: Reflexivität und Praktiken des Selbst

Wrana weist in der Einleitung auf die Zusammenhänge zwischen der gesellschaftlichen/ bildungs-/politischen Situation, Machtverhältnissen und dem Aufschwung des Konzeptes des „selbstgesteuerten Lernens“ in der Bildung.

In diesem Zusammenhang kritisiert er die disziplinäre Theoriebildung, die (in ihrer Wirksamkeit) fragwürdige didaktische Instrumente unter „voluntaristischem Freiheitsbegriff“ legitimiere und dadurch die „Gewalt der Zusammenhänge“ unsichtbar mache, denn „unter der Oberfläche humanistischer Legitimation“ verberge sich die politische Tenden, sowohl die Verantwortung für als auch die Finanzierung von „volkswirtschaftlichen Humankapitalbedarf“ (Berufskarrienen) auf den Einzelnen zu verlagern.

Folgend untersucht Wrana die Praktik der Selbstreflexion als Instrument der Weiterbildung. Seine Analysen finden im Rahmen des poststrukturalistischen Ansatzes statt, der ….


Reflexion zu Baumgartner

Soweit ich mein Verhalten beim Vorgehen der Entstehung dieses Blogs beobachtet habe, ist mir einiges kurioses daran aufgefallen. Das Instrument der Blogs als chronologische Ansammlung und Dokumentation von Wissenskonstruktion finde ich bequem. Ich denke nicht so sehr darüber nach, warum ich etwas lese oder reflektiere, ich lasse mich treiben von dem, was mir in die Hände fällt und Interesse weckt. Ich untersuche die Texte auch weniger darauf hin, ob sie mir passende Argumentationen für meine Thesen liefern. Ich beobachte, dass ich weit weniger zielgerichtet arbeite. Die bohrende Frage, die mich dabei ersucht ist, wie ich das werten kann und ob ich das tun sollte. Ist diese Art der Vorgehensweise in Baumgartners Sinn? Ich könnte schon behaupten, dass es selbstbestimmt und dass ein Lernprozess in Gang ist. Es schleichen sich aber doch heimliche Zweifel ein, ob das wirklich so gemeint ist. Besteht nicht doch eine heimliche Anforderung an das Produkt, das ja immerhin bewertet wird? Wie sieht es wirklich aus mit der Selbstbestimmung und der intrinsischen Motivation? Ich entdecke hier zwei Fronten, die sich gegenüber stehen. Auf der einen Seite steht die Motivation auf der anderen Seite der Druck einer Anforderung. Baumgartner beschreibt schon sehr deutlich, was gelernt werden soll mit den Instrumenten der Blogs und Portfolios: „Selektion, Bewertung, Intergration und vor allen Transformation der riesigen Datenmengen in anwendbares bzw. verwertbares Wissen“. Steht die Formulierung eines solchen Lernziels nicht irgendwie im Widerspruch zur Forderung nach autonomen Lernprozessen? Werde ich als Lernender nicht unter Druck gesetzt, zu beweisen, das ich das Lernziel erreicht habe, besonders unter Aussicht einer Bewertung? Kann ich einen Lernprozess, den ich darauf ausrichte, ein Lernziel X zu erreichen noch als autonom bezeichnen?

Peter Baumgartner: Eine neue Lernkultur entwickeln, Kompetenzbasierte Ausbildung mit blogs und e-portfolios

Text: Baumgartner – Neue Lernkultur entwickeln

Foto: Peter Baumgartner

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Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung, FernUniversität in Hagen

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Peter Baumgartner ist ein Befürworter von (e-)Portfolios. Er sieht darin ein hilfreiches Instrument für die Selbststeuerung von eigenen Lernprozessen. In seinem Artikel

Eine neue Lernkultur entwickeln: Kompetenzbasierte Ausbildung mit blogs und e-Portfolios

argumentiert er mit der Notwendigkeit einer Änderung des Bildungssystems, das mit seinem Prinzip der Vermittlung von allgemeinem Wissen („Lernen auf Vorrat“) nicht mehr den komplexen interdisziplinären Anforderungen gewachsen sei, die sich ständig in raschem Wandel befänden. Die Grundfertigkeiten der kommenden Generationen beschreibt Baumgartner als „Wissensmanagement“ oder „knowledge work“, damit meint er den kritisch reflektierten Umgang mit als auch die Verarbeitung von Informationsflut, sowie die Transformation von Information zu Wissen und das Erkennen und Lösen von Problemen.

Baumgartner fordert hierfür die Unterstützung von Lernprozessen (Lernen lehren) im Unterricht und eine Abkehr von der Bewertung der Lernprodukte. Weblogs und ePortfolios verfügen über Eigenschaften, die nach seiner Ansicht für die Entwicklung einer „Trainingssprache für den Lernprozess“ hilfreich sein könnten. Von dieser „Meta-Sprache“ verspricht sich Baumgartner die Unterstützung des Lernprozesses.

Er argumentiert, dass Weblogs, durch ihre Eigenschaft kleine Wissensteile über einen längeren Zeitraum chronologisch aneinanderzureihen, die kritische Diskussion und Einflussnahme (durch Kommentare anderer Lernenden oder Lehrenden?) im (Lern-)Prozess zu ermöglichen. Gleichzeitig entstehe dadurch ein umfangreiches Lerntagebuch, das den Prozess der Wissenskonstruktion dokumentiert.

Das Portfolio gehe einen Schritt weiter. Es sei dazu da, eine selbstbestimmte Auswahl von Produkten des eigenen Lernprozesses zu präsentieren bzw. zu betrachten. Die Entscheidung über die Auswahl der Produkte fördere die kritisch reflektierte Auseinandersetzung des autonomen Lernprozesses (metakognitive Lernkompetenz), da es der „subjektive(n) Ansicht der Lernenden über Ihren eigenen Lernprozess ein objektives Ergebniss gegenüber(stelle), das auch von anderen betrachtet und bewertet werden kann“.

Die Aussage, Portfolios „zeigen welche Fortschritte nicht nur bei der Wissensaneignung sondern vor allem bei der Wissensumsetzung, der Anwendung von Wissen gemacht wurden“ bleibt im Text für mich unerklärt. Ebenso die Behauptung: „Sie überwinden das Problem, dass Sprache alleine für die Analyse und kritische Kommentierung von Lernprozessen nicht gut geeignet ist“. Wenn jemand eine Idee hat, wie das Portfolios schaffen, möge er/sie mich bitte behelligen…

Funktionen des Portfolios im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Pädagogik

Für die Auseinandersetzung mit der Fragestellung, wie und ob das Portfolio als Schülerbewertung eingesetzt werden sollte, fand ich einen Textausschnitt aus folgender Dissertation anregend:

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine Bedeutung für die Schülerbeurteilung…

Daniel Jabornegg 2004

Kapitel 4.1.1 Funtionen des Portfolios

Gesellschaft und Politik erwarten traditionsgemäß, dass es genug Informationen über die Qualität der Ausbildung und der Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen gibt, dieser Erwartungshaltung kann sich auch die Portfolio-Methode nicht entziehen.

Für den Einsatz des Portfolios in der Schule besteht in diesem Zusammenhang die Gefahr, dass dieses Spannungsfeld zwischen „gesellschaftlich (summativen) und pädagogisch (formativen)“ Forderungen zu Lasten der „wichtigsten und konstituierenden Eigenschaften des Portfolios überhaupt, nämlich der individuell durch die lernende Person geprägten, selbstgesteuerten Lernentwicklung und Reflexion über das eigene Lernen“ geht (Jabornegg S.271-273).

Jabornegg weist auf Forschungsergebnisse zu Folgewirkungen des Portfolios als Schülerbeurteilung, die darauf deuten, dass formative Funktionen durch die summativen überlagert werden. Aus diesen Ergebnissen wird u.a. deutlich, dass die Zeitspanne der Prüfungsangst, Unsicherheit und von Stress vor Abgabe des Portfolios tendentiell länger ist als bei traditionellen Tests. Auch hat sich gezeigt, dass für Portfolios „verglichen mit traditionellen Schülerbeurteilungen, besondere Maßnahmen und Anstrengungen nötig sind, um Realiabilitätskoeffizienten von vergleichbaren Niveau errechnen zu können“. Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung sei für die Erfüllung von gesellschaftlichen Funktionen wie das Erschaffen einer „Basis für Rangfolgen bzw. Selektion“ also weniger effektiv. Darüber hinaus sei es notwendig, die Portfolios für diesen Zweck stärker zu standatisieren, wodurch eine Einschränkung der pädagogischen Funktionen wahrscheinlich erscheint (Jarbornegg S.272-273).

kritische Diskussion versus Betrachtung der Potentiale

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Portfoliomethode und ihre Anwendungsbereiche zu führen, finde ich wichtig und spannend. Genauso wichtig finde ich es, das Potential dieser Methode im Auge zu behalten. Ich denke, es besteht bei allen Ideologien und Methoden die Gefahr, sie zu entfremden und für andere (Profit)-Interessen zu instrumentalisieren. Die Aufmerksamkeit nur darauf zu richten birgt nach meiner Ansicht jedoch die Gefahr, handlungsunfähig zu werden. Ausschließlich Bestehendes kritisch zu analysieren, statt Neues zu gestalten, verändert nichts. Der Anspruch dabei besteht für mich nicht in der Veränderung der ganzen Gesellschaft (unabhängig davon, ob ich das als wünschenswert halte). In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, ob die Tatsache, das sich eine Ideologie oder Methode in der Breite durchsetzen kann, zwangsläufig ein Indiz für ihren Wert ist? Sagt z.B. die Tatsache, dass sich die Reformpädagogik nie wirklich durchsetzen konnte zwangsläufig etwas darüber aus, ob sie ein guter oder schlechter pädagogischer Ansatz ist? Warum sie sich nicht durchsetzen konnte, ist eine genauso interessante Frage? Auf gesellschaftliche Machtverhältnisse möchte ich in diesem Zusammenhang nicht näher eingehen, das sie aber bestehen und sie gesellschaftliche Entwicklungen massiv beeinflussen, scheint mir doch wichtig zu erwähnen. Gerade deshalb scheint mir auch interessant, auf (kleine) Projekte zu schauen, die vielleicht gegen den Strom schwimmen und anderes Denken, andere Ansätze mit sich bringen. Die Portfoliomethode hat vielleicht ein solches Potential, ich weiß es noch nicht, aber es ist für mich genauso spannend, auch das zu betrachten und dieser Frage nachzugehen.

Selbst- und Fremdsteuerung

In der Diskussion über den Text „Das Portfolio in der Lehrerbildung als Begleitinstrument mit fachdidaktrischer Prägung“ (Comenius-Arbeitsgruppe „Aus der Praxis lernen“, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, Abteilung Ausbildung, Heiner Andresen, Peter Bade, Ute Peters, Hayo Zimmermann) hat sich eine interessante Auseinandersetzung um die im Text verwendeten Begriffe Selbst-und Fremdsteuerung ergeben.

Begrifflichkeiten wie „Selbststeuerung der Lernprozesse“ würden in bildungspolitischen Debatten verschönend benutzt, sie verschleieren nämlich die Tatsache, dass sich am Bildungssystem selbst nicht wirklich etwas ändere. Während bisher eine Wissensvermittlung gesteuert wurde (Imputsteuerung – offensichtlich als Fremdsteuerung erkennbar), wird jetzt auf Outputsteuerung (Vermittlung von Kompetenzen) Wert gelegt (im Zusammenhang der Kompetenzvermittlung wird die Portfoliomethode oft positiv bewertet). Themeninhalte würden zwar frei wählbar, Bildungsziele seien jedoch nach wie vor fremdgesteuert. Es vollziehe sich jedoch eine Übertragung der Verantwortung bestehender Leistungsanforderungen auf den Schüler. Dadurch ergebe sich die Nötigung, das Angeforderte als seinen eigenen Willen zu betrachten. In diesem Licht betrachtet könne man diese Vorgehensweise als versteckte Fremdsteuerung verstehen und es stellt sich die Frage, wer denn da wen wie selbst steuert? Bildungspolitische Sprachgebräuche würden gewählt, um nach außen ein liberales Gesicht zu zeigen, darüber hinaus würde Bildungspolitik auch auf gesellschaftliche Paradigmen reagieren und diese bedienen z.B. die Idee einer Wissens- und Kreativ-Gesellschaft (in Abgrenzung zur Produktionsgesellschaft). Die Abgrenzung zu den Begriffen Selbstbestimmung und Autonomie fand ich in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreich.

Fragen, Fragen, noch mehr Fragen

In den Diskussionen des Seminars wecken die Fragen, die um das Thema Portfolio entstehen am meisten Interesse in mir. Ich möchte versuchen, einige hier festzuhalten und sie bei der inhaltlichen Arbeit an dem Thema immer wieder in die Überlegungen einzubinden.

  •  Führt die Methode durch ihre Eigenschaft, sich als Lernender ständig „zur Schau stellen“ zu müssen nicht zu einer Überforderung (gar zu Depressionen)?
  • Gerade bei e-Portfolios ist die Frage nach dem Schutz des „Privaten“ offenkundig. Besteht nicht die Gefahr, durch diese Methode eine Art gläsenern Menschen zu schaffen, dessen Gedanken, Einstellungen, Meinungen und Eigenarten für jeden online abrufbar sind?
  • Wenn in der Schule die Kontrollfunktion/ Bewertungsfunktion nicht mehr der Lehrer, sondern der Schüler selbst übernimmt, an welchen Anforderungen orientiert sich der Schüler dann? Führt die Anforderung einer permanenten Selbstkontrolle nicht zur Entstehung eines riesigen Überichs?

Felix Winter: Etwas, worauf man stolz sein kann

Dr. Felix Winter ist Wissenschaftlicher Abteilungsleiter am Zürcher Hochschulinstitut für Schulpädagogik und Fachdidaktik an der Universität Zürich. Seine Arbeitsgebiete sind: Neue Formen der Leistungsbewertung; Portfolio; Feedbackkultur im Unterricht; Diagnosekompetenz.

Aus: Ilse Brunner; Thomas Häcker; Felix Winter (Hrsg.)
Handbuch Portfolioarbeit
Konzepte und Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung

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  • Durch das Portfolio wird eine dialog-freundliche Situation über das Geleistete geschaffen, da der Dialog im Prozess des Schaffens geführt wird und nicht erst nach der Notenvergabe. „Die Bewertungsarbeit wir vorgelagert und gemeinsam organisiert“.

 

  • Er sieht die Notwendigkeit, umfangreiche Arbeiten zu dokumentieren und sie in eine präsentable Form zu bringen.

  • „Überblick zum Bildungsgang“ – Portfolio als ein pädagogisches Instrument, das Lernprozesse zu organisieren und zu reflektieren hilft.

  • Meint, dass die Portfolioarbeit demokratische Prozesse an Schulen fördert, da die Lernenden die Ziele und Kriterien des Lernens und der Reflexios mitformulieren.

  • Er kritisiert den selektiven Charakter von „Noten geben“, dieser sei lernhemmend, er bezeichnet die Benotung von Schülerleistungen als „Krebsgeschwür“. Teilt der Portfoliomethode eine Schlüsselrolle in der Reform der Leistungsbewertung (welche er einfordert) zu. Er stellt die Forderung Leistungsbewertung und Lernsituationen/-prozesse als Einheit zu gestalten, so dass Ergebnisse reflektiert und Schlussfolgerungen für den weiteren Lernprozess gezogen werden können.

  • Für das Gelingen der Portfoliomethode beschreibt er folgende Bedingungen:

    • Zeit für Wahrnehmung und Würdigung

    • Begleitung der Anfangsphase und Rückmeldung

    • Balance zwischen Anerkennung als Leistung und Bewertung (Benotung)

    • Freiheit in der Gestaltung

Thomas Häcker: Ein Medium des Wandels in der Lernkultur

Thomas Häcker sieht in der herkömmlichen Notengebung die Ursache für das bestehende distanzierte/schlechte Lehrer- Schülerverhältnis an deutschen Schulen. Im Portfolio sieht er das Instrument die „Beziehungsverhältnisse in der Schule“ weiterzuentwickeln, weil es den „Leistungskontext“ grundlegend verändert Das Portfolio würde an der „Leistungsfeststellung und-beurteilung“ ansetzen und dadurch das Lehrverhalten von Lehrer verändern sowie das Lernverhalten von Schülern .

Seine Argumente:

  • Portfolios sind Prozessorientiert, nicht Produktfixiert – Sicht auf Prozessqualitäten wird frei-Prozess wird gewürdigt, das führe auch zu besseren Produkten.

  • Fehler und Defizite werden im herkömmlichen Unterricht benotet – während das Portfolio bei den Kompetenzen ansetze, denn sie zeigen was die Schüler können (selbstbestimmte Leistungsdarstellung – Kompetenzorientiert)

  • Die Erfahrung des Versagens in der Schule würde durch Portfolios „vermindert“, nur einvernehmlich präsentable Ergebnisse ( Anforderungen, Standards) würden veröffentlicht.

  • Portfolios fördere die Kooperation zwischen allen Beteiligten (sowohl bei der Erstellung, als auch bei der Beurteilung sei die Kooperation aller Notwendig)

  • würde komstruktivistische Lerntheorien mit ihren Anforderung von komplexen Problemkontexten, selbstorganisiertem Lernen und der Reflexion über das eigene Lernen bedienen

  • Portfolios sei genauso „Medium der kritischen Analyse von Lernsituationen“ und fördere die pädagogische Qualitätsentwicklung

 

Ilse Brunner: Begabt doch für die Schule viel zu dumm

Dr. Ilse Brunner ist tätig in den Bereichen Schulentwicklung, Lehrerfortbildung, Portfolio-Methode, „brain friendly“ (Gehirn gerechtes) und Ressourcen orientiertes Lernen.

Ilse Brunner; Thomas Häcker; Felix Winter (Hrsg.)
Handbuch Portfolioarbeit
Konzepte und Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung

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Ilse Brunner beschreibt das Portfolio als Methode, eigenständiges Arbeiten zu fördern, Talente/Begabungen zu erkunden und zu fördern (Talentportfolio) und darüber hinaus eröffne das Portfolio die Chance „einen Blick in die Köpfe“ der Schüler zu tun.

Beschreibt zwei Schlüsselerlebnisse: Die Leidensgeschichte der eigenen Tochter, die aufgrund einer Lese/Rechtschreibschwäche der Sonderschule nur um ein Haar entkommen ist und die Erfahrung einer Lehrerin aus den USA, die durch Anregung der Schüler zu Austausch und Experimenten die Lernfreude und -bereitschaft heben konnte und dadurch die Präsentationen in den Portfolioarbeiten erst mit leben füllte.

Ilse Brunner hebt in Ihrem Text besonders hervor welche Grundvorraussetzungen gegeben sein müssen, um die Portfolioarbeit tatsächlich zu einem Werkzeug werden zu lassen, das selbständiges Lernen visualisiert, ihm also Ausdruck verleiht:

  • Menschenbild hinter Portfoliogedanken

    • Vielfalt der Schüler wertschätzen und individuelle Talente zulassen und fördern, sich von Kategorien „schlecht-gut faul-fleißig“ und dem Gedanken des „Gleichmachens“ verabschieden.

  • Stärken erkennen

    • persönliche Stärken nutzen im Prozess schwieriger kognitiver Lernprozesse (wie kann das Tanzen für das erlernen von Englisch-Vokabeln hilfreich sein z.B.)

  • Persönliche Wertschätzung

    • die Lehrer-Schüler-Beziehung, also das echte Interesse des Lehrers für den Schüler ermutigt, sich der schulischen Arbeit mit Begeisterung zu widmen und Engagement zu entwickeln.

  • Gemeinsames Arbeiten von Lehrern und Schülern

    • die Begeisterung des Lehrers für die Materie muss für die Schüler erkennbar sein, so transportiert sich Begeisterung und gemeinsames Lernen wird möglich, es ist dafür aber auch wichtig, die Stellung des allwissenden Lehrers aufzugeben um gemeinsamen Lernprozessen Raum zu geben.

  • Zeit für Würdigung

    • z.B mit Portfoliofesten und besonderen Präsentationen

  • weiterdenken

    • Anwendungsmöglichkeiten für gelerntes Schaffen um der „Künstlichkeit der Schule“ entgegenzuwirken