Selbst- und Fremdsteuerung

In der Diskussion über den Text „Das Portfolio in der Lehrerbildung als Begleitinstrument mit fachdidaktrischer Prägung“ (Comenius-Arbeitsgruppe „Aus der Praxis lernen“, Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg, Abteilung Ausbildung, Heiner Andresen, Peter Bade, Ute Peters, Hayo Zimmermann) hat sich eine interessante Auseinandersetzung um die im Text verwendeten Begriffe Selbst-und Fremdsteuerung ergeben.

Begrifflichkeiten wie „Selbststeuerung der Lernprozesse“ würden in bildungspolitischen Debatten verschönend benutzt, sie verschleieren nämlich die Tatsache, dass sich am Bildungssystem selbst nicht wirklich etwas ändere. Während bisher eine Wissensvermittlung gesteuert wurde (Imputsteuerung – offensichtlich als Fremdsteuerung erkennbar), wird jetzt auf Outputsteuerung (Vermittlung von Kompetenzen) Wert gelegt (im Zusammenhang der Kompetenzvermittlung wird die Portfoliomethode oft positiv bewertet). Themeninhalte würden zwar frei wählbar, Bildungsziele seien jedoch nach wie vor fremdgesteuert. Es vollziehe sich jedoch eine Übertragung der Verantwortung bestehender Leistungsanforderungen auf den Schüler. Dadurch ergebe sich die Nötigung, das Angeforderte als seinen eigenen Willen zu betrachten. In diesem Licht betrachtet könne man diese Vorgehensweise als versteckte Fremdsteuerung verstehen und es stellt sich die Frage, wer denn da wen wie selbst steuert? Bildungspolitische Sprachgebräuche würden gewählt, um nach außen ein liberales Gesicht zu zeigen, darüber hinaus würde Bildungspolitik auch auf gesellschaftliche Paradigmen reagieren und diese bedienen z.B. die Idee einer Wissens- und Kreativ-Gesellschaft (in Abgrenzung zur Produktionsgesellschaft). Die Abgrenzung zu den Begriffen Selbstbestimmung und Autonomie fand ich in diesem Zusammenhang sehr aufschlussreich.

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