Funktionen des Portfolios im Spannungsfeld zwischen Gesellschaft und Pädagogik

Für die Auseinandersetzung mit der Fragestellung, wie und ob das Portfolio als Schülerbewertung eingesetzt werden sollte, fand ich einen Textausschnitt aus folgender Dissertation anregend:

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine Bedeutung für die Schülerbeurteilung…

Daniel Jabornegg 2004

Kapitel 4.1.1 Funtionen des Portfolios

Gesellschaft und Politik erwarten traditionsgemäß, dass es genug Informationen über die Qualität der Ausbildung und der Leistungsfähigkeit jedes Einzelnen gibt, dieser Erwartungshaltung kann sich auch die Portfolio-Methode nicht entziehen.

Für den Einsatz des Portfolios in der Schule besteht in diesem Zusammenhang die Gefahr, dass dieses Spannungsfeld zwischen „gesellschaftlich (summativen) und pädagogisch (formativen)“ Forderungen zu Lasten der „wichtigsten und konstituierenden Eigenschaften des Portfolios überhaupt, nämlich der individuell durch die lernende Person geprägten, selbstgesteuerten Lernentwicklung und Reflexion über das eigene Lernen“ geht (Jabornegg S.271-273).

Jabornegg weist auf Forschungsergebnisse zu Folgewirkungen des Portfolios als Schülerbeurteilung, die darauf deuten, dass formative Funktionen durch die summativen überlagert werden. Aus diesen Ergebnissen wird u.a. deutlich, dass die Zeitspanne der Prüfungsangst, Unsicherheit und von Stress vor Abgabe des Portfolios tendentiell länger ist als bei traditionellen Tests. Auch hat sich gezeigt, dass für Portfolios „verglichen mit traditionellen Schülerbeurteilungen, besondere Maßnahmen und Anstrengungen nötig sind, um Realiabilitätskoeffizienten von vergleichbaren Niveau errechnen zu können“. Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung sei für die Erfüllung von gesellschaftlichen Funktionen wie das Erschaffen einer „Basis für Rangfolgen bzw. Selektion“ also weniger effektiv. Darüber hinaus sei es notwendig, die Portfolios für diesen Zweck stärker zu standatisieren, wodurch eine Einschränkung der pädagogischen Funktionen wahrscheinlich erscheint (Jarbornegg S.272-273).

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